(Berlin) Die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand fordert mehr netto vom brutto für die breite Mittelschicht. Der Staat dürfe sich nicht zu Lasten der Bürger an deren steigenden Lebenshaltungskosten bereichern. Die kalte Progression mit ihrem rasanten Zugriff sei leistungsfeindlich und belaste zudem gerade die heute schon unter vielfältigem Druck stehende Mittelschicht. Haushalte mit mittlerem Einkommen und damit die Leistungsträger in den Betrieben drohten unter die Räder zu kommen. In der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand kooperieren neun Verbände aus den mittelständisch geprägten Branchen Handel, Handwerk, Hotellerie und Gastronomie sowie der dem Mittelstand nahe stehenden Kreditwirtschaft. Sie repräsentieren 4,5 Millionen Unternehmer mit über 30 Millionen Beschäftigten und legen heute in Berlin ihren sechsten Jahresmittelstandsbericht vor.
Die Mittelstandsverbände fordern von der Politik einen entschlossenen und mutigen Umbau – nicht weiteren Aufbau – des Sozialstaates. Dazu gehörten verlässliche und klare Rahmenbedingungen, die auch in schwierigen Zeiten mit explodierendem Ölpreis, niedrigem Dollarkurs und steigender Inflation Wachstumsimpulse setzen und die erreichten Reformerfolge nicht verspielen. Zum Reformkurs gebe es keine Alternative. Die Rücknahme einzelner Reformschritte - etwa das Aussetzen des Riester-Rentenfaktors - weise in die falsche Richtung und bedeute für Unternehmer, Arbeitnehmer und Gesellschaft eine Hypothek für die Zukunft.
Die Unternehmen der AG Mittelstand erwarten für 2008 einen geringeren nominalen Umsatzzuwachs als im Vorjahr. Nach einem nominalen Umsatzanstieg – einschließlich Mehrwertsteuer – von 4,8 Prozent in 2007 prognostiziert die Arbeitsgemeinschaft für die von ihr repräsentierten Unternehmen für 2008 ein Plus von 3,6 Prozent. Der Aufschwung ist bei den Betrieben der Konsumbranchen noch nicht vollends angekommen. Trotz der verringerten Umsatzdynamik setzt sich der Beschäftigungszuwachs im Mittelstand auch in diesem Jahr fort. Nachdem die von der AG Mittelstand vertretenen Unternehmen im vergangenen Jahr rund 500.000 neue Stellen geschaffen haben, rechnet die AG Mittelstand für dieses Jahr mit rund 240.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen.
Die Investitionstätigkeit der Unternehmen sei bislang durch die Finanzmarktkrise nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Unmittelbare, restriktive Auswirkungen auf die Mittelstandsfinanzierung in Deutschland seien bisher nicht zu beobachten. Fühlbare Einschränkungen beträfen überwiegend großvolumige und marktbasierte Finanzierungen und damit nicht die Masse der Mittelstands- und Wohnungsbaukredite. Von einer generellen Kreditklemme oder von einem Austrocknen des Aufschwungs durch eine restriktive Kreditvergabe könne keine Rede sein. Hierzu trage zweifelsohne die breit gefächerte Struktur der deutschen Kreditwirtschaft bei.